Gerhard ist seit über 15 Jahren in unserem Team und hält die gesamte Bike Family zusammen. Er hat eine erfolgreiche Karriere als Trial-Fahrer hinter sich und ist heute mit Herzblut Rundum-Biker und Outdoorer: Gerhard ist MTB-Ausbilder im Bundeslehrteam, Bike-Guide, Fahrtechniktrainer, Outdoor-Trainer, im Winter Ski- und Snowboardlehrer – und Reisender. Immer wieder zieht ihn seine Neugierde an die entlegensten Orte dieser Welt. Mit seinem Mountainbike ist kaum ein Berg vor ihm sicher: von den Bergen Afrikas und Südamerikas bis in die entlegensten Winkel des Karakorum. Seine Eindrücke hat er nun in einem bildgewaltigen Buch mit einmaligen Aufnahmen von Martin Bissig festgehalten. Wie es dazu kam, und was dich in „Mountainbike-Träume“ erwartet, erfährst du hier im Interview mit Gerhard.
Während die Welt an Corona verzweifelt, hast du dich hingesetzt und die Zeit sinnvoll genutzt. War es eine spontane Idee oder hast du schon länger darüber nachgedacht, ein Buch zu veröffentlichen?
Nein, ich habe noch nie daran gedacht, ein Buch zu veröffentlichen. Der Verlag ist auf meine Geschichten aufmerksam geworden und hat mich angefragt. Dafür habe ich die Zwangsruhe gut nutzen können. Sonst hätte ich mir die Zeit wahrscheinlich nie genommen.
Dein Buch ist brandneu im Oktober erschienen. Kannst du uns kurz zusammenfassen, auf was sich der Leser freuen kann?
Es sind Erlebnisberichte von 10 ausgewählten Touren aus meinen letzten acht Jahren Reisen mit dem Mountainbike darin. Dabei geht es oft auf große Berge wie den Kilimandscharo, den Mt. Kenya, den Götterthron Olymp und viele weitere. Reisen in die Alpen, auf die Vulkaninseln der Azoren und auf einen Pilgerweg nach Tibet finden sich auch darin. Natürlich darf meine letzte, sehr eindrucksvolle Tour zum K2 in Pakistan nicht fehlen. Es sind viele, noch nie veröffentliche Aufnahmen darin zu finden. Es ist aber kein Guidebuch mit Tourdaten zum Nachfahren.
Deine Expeditionen ziehen dich an die entlegensten Orte dieser Welt – wie verschlägt es dich an diese Orte? Woher kommen die Ideen für deine Touren?
Es sind fast immer meine Ideen und Wünsche, welche zum Teil viele Jahre in mir schlummern. Irgendwann ist die Zeit reif, und ich lasse meine Träume zur Realität werden. Dann tausche ich Ideen gegen Erfahrungen. Das ist immer spannend. Nur einmal wurde ich eingeladen: nach Chile, zum dritthöchsten Vulkan der Erde, dem Llullaillaco mit 6739 m. Auch das war eine neue Erfahrung für mich. Mehr dazu im Buch.

Was ist deine Lieblingsstelle im Buch?
Ehrlich, die gibt es nicht. Es sind so viele Erlebnisse und Erfahrungen enthalten, ich möchte keine davon vermissen. Auch hat Martin Bissig als Fotograf viele der Momente in eindrucksvollen Bildern festgehalten, dass bei mir oft die Erinnerungen wieder hoch kommen. Da gibt es für mich kein Ranking. Jede Tour hat ihre ganz speziellen Highlights, sonst hätte sie den Weg ins Buch nicht gefunden.
Welche Expedition oder welches Erlebnis ist dir besonders im Gedächtnis geblieben oder hat dich besonders geprägt?
Ich finde es immer wieder eindrücklich, wie unterschiedlich die Welt sein kann. Was für uns ganz normal ist, ist wo anders undenkbar. So wie wir leben, ist eine Möglichkeit. Es gibt tausende andere. Abhängig natürlich von der Umgebung, dem Wohlstand, dem Land usw. Ich bin sehr froh, dass ich die Möglichkeit habe, so viele Facetten des Lebens kennen lernen zu dürfen. Das rückt gewisse Dinge auch zu Hause in ein anderes Licht.
Wer oder was darf auf deinen Reisen nie fehlen?
Mein Fahrrad. Freunde. Flexibilität. Offenheit. Neugierde. Respekt. Begeisterung.
Wie lange bereitest du dich auf eine Expedition vor? Was gehört hier alles dazu?
Das ist sehr unterschiedlich. Oft vergehen Jahre zwischen der ersten Idee und der Umsetzung. In manchen Regionen, wo keine Biker unterwegs sind, gibt es auch keine Infos darüber. Dann sitze ich oft Monate an der Recherche, telefoniere mit Agenturen, Bergführern oder Reiseleitern, versuche mir ein Bild zu machen über die Sinnhaftigkeit meiner Idee. Aber oft genug fahren wir völlig ins Ungewisse. Reisegefährten müssen gesucht werden, Ausrüstungsfragen geklärt, Visas und Genehmigungen eingeholt usw. Für manche Touren akklimatisiere ich mich daheim. Das geht dann über drei Wochen, in denen ich in einem Art Zelt schlafe, in welches Luft geblasen wird mit geringem Sauerstoffanteil. Somit kann man große Höhen simulieren und ich brauche vor Ort weniger Zeit. Die Vorbereitung ist oft der größte Teil einer Tour. Das Unterwegssein meist der kleinste.
Wenn du es uns verraten möchtest: Welche Expedition wird gerade bei dir geplant?
Die aktuelle Lage macht Planungen gerade fast unmöglich. Bald jeden Tag ändern sich die Bestimmungen, wo man hin darf, aus welcher Region man wo hin darf etc. Ich habe Ideen im Kopf, und muss warten, was, wann möglich sein wird. Dann geht es aber sicher wieder los.
Wenn man mehrmals im Jahr solche außergewöhnlichen Touren macht, gibt es da für dich überhaupt noch einen „normalen Urlaub“?
Im Allgemeinen wird Urlaub als „arbeits- oder dienstfreie Zeit, welche zur Erholung dient“ bezeichnet. So gesehen, ja, auch das gibt es bei mir. Ob das, was ich da zur Erholung mache „normal“ ist, kommt immer auf die Sichtweise an. Aber ich glaube, ich habe eine gute „Life – Work – Balance“ gefunden. Diese Reihenfolge finde ich dabei sehr wichtig.
Die „Mountainbike-Träume“ entführen dich in eine Abenteuerwelt voller spannender Bergabenteuer und fremder Kulturen. Auch wenn die aktuelle Situation die eigenen Reisepläne einschränkt, kannst du dich hier inspirieren lassen, ein wenig träumen und neue Eindrücke sammeln. Und ein bisschen Fernweh schadet nie! 😉
